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  • AutorenbildKatja @ coitoergosum

Ist Sexualität ein relevantes Thema für die Psychiatrie? #MeetTheScientist Anna-Katharina Sorger

Es ist mal wieder Zeit für eine Runde #MeetTheScientist (tuschhhh)! Ohne große Fanfare möchte ich heute auch direkt einsteigen mit Anna-Katharina Sorger, einer engagierten Studentin aus meinem Lieblingsland Österreich. Sie hat gefragt, ob Sexualität im Kontext der Psychiatrie ein relevantes Thema ist. Ich hab da ja so eine Vorahnung...

Viel Spaß beim Lesen!

 

Wer bist Du und was machst Du?

Mein Name ist Anna-Katharina Sorger, ich komme aus der Nähe von Graz und bin inzwischen 23 Jahre alt. Ich habe im Herbst 2o2o meine Ausbildung abgeschlossen, bin also eine „frisch gebackene“ Ergotherapeutin.


Du hast eine wissenschaftliche Arbeit über Sexualität geschrieben.

Ja, der Titel meiner literaturbasierten Arbeit lautet: Let`s talk about Sex! Sexualität als Aktivität des täglichen Lebens, ein relevantes Thema für die Ergotherapie in der Psychiatrie?


Wie bist Du auf Dein Thema gekommen?

Meine erste Bachelorarbeit habe ich zu den „Aktivtäten des täglichen Lebens“ bei Menschen mit psychischen Erkrankungen verfasst. In der Recherche ist mir ein Artikel untergekommen, der die Tabuisierung von Sexualität in der Medizinischen Versorgung kritisierte. Auf Basis dessen habe ich mich entschlossen eine systematische Literaturarbeit zu schreiben, um zu evaluieren welchen Beitrag Ergotherapeut:innen im psychiatrischen Setting leisten kann.


In 2-3 Sätzen: was hast Du herausgefunden?

Die menschliche Sexualität beinhaltet eine Reihe an bedeutungsvollen Betätigungen, die durch die Identität und individuellen Rollen der Person gekennzeichnet sind. Diese haben einen großen Einfluss auf die Lebensqualität des Menschen. Durch die klient:innenzentrierte, betätigungsorientierte und ressourcenorientierte Arbeitsweise sind Ergotherapeut:innen als „Expert:innen für Alltagsfragen“ auch im Lebensbereich Sexualität wichtige Ansprechpartner:innen.



Gab es Überraschungen oder völlig neue Erkenntnisse für Dich?

Überraschend war für mich vor allem, dass Probleme im Lebensbereich Sexualität und Intimität in Österreich 40-70% der Menschen mit psychischer Erkrankung betreffen. Spannend war auch, dass gerade Klient:innen ein Gespräch über den Lebensbereich Sexualität als positiv bewerten während Trägerorganisationen sich häufig quer stellen.


Any Fun Facts?

Mein Fun Fact sind Fragen, die ich bekommen habe, z.B. aus meinem persönlichen Umfeld und dass ich meiner Fachhochschule versprechen musste, eine „saubere“ Arbeit zu schreiben. Inhaltlich ist mein persönlicher Favorit: „69% der in Österreich lebenden Menschen mit Depression leiden unter Störungen im Lebensbereich Sexualität“, obwohl der hohe Prozentsatz definitiv bedenklich ist!


Hat Deine Arbeit Dich in Deiner jetzigen Tätigkeit beeinflusst?

Da ich noch nicht lange als Ergotherapeutin tätig bin, kann ich dir diese Frage nur bedingt beantworten. Allerdings kann ich dir sagen, dass sich seit meiner Arbeit mein persönlichen Zugang zur Sexualität deutlich verbessert hat und dass es mir deutlich leichter fällt Sexualität zu thematisieren.


Hast Du Empfehlungen für TherapeutInnen, die Du aus Deiner Arbeit ableiten kannst?

Meine herzliche Empfehlung ist; just talk about Sex. Sexualität ist nicht dreckig, ein Thema das im therapeutischen Setting Platz finden sollte. End-Tabuisierung spielt hierbei eine sehr große Rolle und ich finde man kann durch entsprechende Kommunikation entstigmatisierend einwirken. Klar ist, denke ich, dass man Klient*innen ernst nimmt und einen wertschätzenden Umgang pflegt.


Wenn ihr Sexualität selbst nicht weiter thematisieren wollt – auch in Ordnung! Aber selbst dann können bereits kleine Sätze, wie z.B. „bei einigen Menschen kommt es aufgrund von XY zu Problemen in der Sexualität“ oder „sollte es Probleme im Bereich Sexualität geben, kann ich Ihnen jemanden empfehlen“ die Barriere verringern, an adäquate Hilfestellung zu kommen.


Was würdest Du Dir für die Zukunft wünschen?

Mein Wunsch wäre, dass wir uns als Berufsgruppe dem Thema Sexualität qualitativ hochwertig(er) widmen. Ein positiver Schritt ist aber definitiv, dass sich Ergotherapeut:innen theoretisch, sehr wohl des gesundheitsförderlichen Wirkung einer gesunden Sexualität bewusst sind.


 

Danke Anna für Deine Arbeit und den Mut, sie mit uns zu teilen!

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